Neue Studie – Umsatzeinbußen für Graz durch Shopping City Seiersberg 200 Millionen Euro pro Jahr?

Im Oktober 2016 habe ich schon einmal kurz zusammen geschrieben, was die historische Problematik an der Shopping City Seiersberg ist: Shopping City Seiersberg retten oder zusperren. Nun hat eine Studie, die den Umsatz mit 200 Mio. beziffert die der Stadt Graz pro Jahr entgehen, das Thema wieder neu angefacht. In der Kronen Zeitung und Kleinen Zeitung gab es dazu heute jeweils einen Artikel:

   

Drei generelle Dinge würden für mich gegen die SCS sprechen, wenn diese neu gebaut würde:

  • Die SCS zieht Kunden von der Stadt Gra, fast allen anderen steirischen Bezirkshauptstädten und anderen Ortskernen ab, schadet damit dem regionalen Handel und schwächt die Ortskerne in der ganzen Steiermark und darüber hinaus, in der SCS sind vor allem globale Konzerne vertreten.
  • Die Shopping City Seiersberg hätte so nie gebaut werden dürfen, der Gemeinde Seiersberg war es ein Anliegen und diese hat dazu extra div. Verordnungen erlassen, die obwohl zumindest fragwürdig, vom Land Steiermark bestätigt wurden. Erst das Verfassungsgerichtshof hat diese aufgehoben, wodurch eine Gesetzesänderung und eventuell eine Einzelstandortverordnung durch das Land notwendig wurden.
  • Der Betreiber hat dadurch einen massiven Vorteil gegenüber allen anderen Handelsbetrieben, durch eine Einzelstandortverordnung würde sich der Wert massiv erhöhen.

Die Shopping City Seiersberg wurde aber gebaut und daher ist eine Diskussion, was wäre anders gelaufen bzw. wie hätte sich die Stadt ohne SCS entwickelt mühselig. Ein paar Punkte die ganz allgemein auch für die Shopping City sprechen:

  • Der Einkauf in der Innenstadt und in einem Einkaufszentrum sind vom Erlebnis anders, es gibt den Trend Richtung Einkaufszentren schon länger und wenn er von Kunden gewünscht wird, wird irgendwo ein Betreiber dem nachkommen. Wenn nicht im Großraum Graz, dann vielleicht an der Grenze in Slowenien oder anders wo.
  • In der neuen Studie wird angeführt, dass die SCS fast ausschließlich Kunden hat, die mit dem Auto anreisen. Ist die Lage direkt an der Autobahn nicht perfekt? Möchte man diese in die Innenstadt bringen?
  • Die Shopping City Seiersberg steht vor allem in Konkurrenz mit den anderen Einkaufszentren in Graz, dem Citypark, dem Center West und dem Murpark. Ich behaupte wenn es das SCS nicht gäbe oder die SCS rückbauen muss, werden die Kunden einfach zu diesen Einkaufszentren wechseln. Wäre damit der Innenstadt oder den Bezirkshauptstädten geholfen? Nicht wirklich.
  • Wenn es keine Einkaufszentren mit den großen Ketten/Marken gibt, werden viele Kunden die jeweiligen Marken, bei den jeweiligen Stores Online einkaufen? Ein Einkaufszentrum sichert zumindest so auch Arbeitsplätze im Handel, der Umsatz würde online vor allem im Ausland gemacht.

Das Einzugsgebiet der SCS laut der Studie, wenn es die SCS nicht gäbe, würden diese Kunden alle mit dem Auto in die Grazer Innenstadt fahren oder doch eher in ein anderes Einkaufszentrum? Diese Frage sollte sich jeder Stellen, da relativieren sich meiner Meinung nach auch die 200 Millionen Euro.

Zusammenfassend bin ich der Meinung, statt über die SCS zu streiten, die nun Mal gebaut wurde und funktioniert und das ist ganz wichtig, rechtlich vom Betreiber mit Rückendeckung von der Gemeinde Seiersberg und dem Land Steiermark zum jeweiligen Zeitpunkt nicht rechtswidrig errichtet wurde, sollten sich Politik um Wirtschaft mit den Raumplanung allgemein beschäftigen.
Versagt hat nämlich beim Bau der Shopping City Seiersberg vor allem das Land Steiermark, der Gemeinde Seiersberg und auch dem Betreiber kann man wohl kaum etwas vorwerfen.
Wenn Einkaufszentren ob einer gewissen Größe nicht gewollt sind, sollte dies rechtlich abgesichert werden und überall gelten. Warum sollte ein Einkaufszentrum an der Stadtgrenze ganz egal wie groß innerhalb von Graz voll in Ordnung sein, außerhalb der Stadtgröße aber das Ende des lokalen Handels einläuten?
Und diese Raumplanung beginnt schon in jeder kleinen Gemeinde, die wie anfangs erwähnt Supermärkte und Fachmarktzentren irgendwo auf eine Wiese an einer Bundesstraße oder einem Kreisverkehr zulässt und sich dann Jahre später darüber beklagt, dass das Ortszentrum stirbt. Seiersberg und andere Einkaufszentrum sind nur größere Varianten davon. Die Gemeinden stehen bei diesem Thema in Konkurrenz, nicht nur Graz vs. Seiersberg-Pirka auch z.B. in Leibnitz und Gralla oder Köflach/Voitsberg und Rosental.
Daraus lässt sich ableiten, dass die Raumplanung nur in den Regionen geschehen kann bzw. dort vorgegeben werden muss. Wo im Steirischen Zentralraum sind sinnvolle Standorte, jede Gemeinde wird rufen, hier bei uns! Sinnvoll kann das nur regional geregelt werden.

Für mich wären langfristig daher zwei Maßnahmen erforderlich:

  • Eine viel konsequentere regionale Raumplanung in den sieben Regionen der Steiermark. Dafür brauchen wir aber nicht nur eine Ebene mit Beamten und ohne echte Mittel wie bisher, sondern ein echtes Entscheidungsgremium in den Regionen, mit gewählten Vertretern. Das wären in unserem Fall der Steierische Zentralraum (Graz, Graz-Umgebung + Voitsberg), eine Vertretung könnte man mit der Gemeinderatswahl wählen, wobei man dafür natürlich vorher einige Gesetze ändern müsste.
  • Ein Kommunalsteuerausgleich zwischen den Gemeinden bzw. Verwendung der Kommunalsteuer zum Teil für regionale Projekte. Dieser Vorschlag kommt unter anderem auch im Masterplan Ländlicher Raum des BMLFUW vor. Wie gut eine Gemeinde als Standort ist, liegt teilweise schon auch in der Hand der Gemeinde, aber viele Faktoren wie Anbindung an Autobahn, Bahn, Bus usw. sind regionale Faktoren, die nicht von der Gemeinde finanziert werden. Da ist es nur legitim, dass ein Teil der Kommunalsteuereinnahmen auch wieder regional verwendet werden.

Die Zusammenfassung der ecostra Studie:

      

 

 

 

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