Zeitenwende – Öffi Jahreskarte ab März 2023 im Umland günstiger als in Graz
Das hätte vor einigen Jahren wohl kaum jemand für möglich gehalten, als man im Jahr 2015 in Graz die Jahreskarte um attraktive € 228 für Grazerinnen und Grazer einführte. Im Umland die Jahreskarten aber so gut wie überall massiv teurer war, weil viele Gemeinden in mehr als einer Tarifzone liegen. Das ändert sich mit 1. März 2023 grundsätzlich, die Öffi-Jahreskarte wird dann in vielen Umlandgemeinden günstiger als in Graz und das hat drei Gründe:
- Das Land Steiermark bzw. der Verkehrsverbund senkt den Preis für das Klimaticket Steiermark massiv. Dadurch kostet eine Jahreskarte in der gesamten Steiermark gleich viel und man kann damit alle öffentlichen Verkehrsmittel in der gesamten Steiermark nutzen. Die massive Bevorzugung für die Stadt Graz durch die Tarifzonenaufteilung gegenüber den Umlandgemeinden fällt dadurch bei den Jahreskarten weg.
- Die Stadt Graz reduziert die Förderung für die Jahreskarten per 01. März 2023 stark. Statt bisher € 189 zahlt man ab 1. März nur noch € 100 bzw. € 75 jährlich zum Öffi-Jahresticket für Grazerinnen und Grazer hinzu.
- Die meisten Umlandgemeinden lassen ihre absoluten oder prozentuellen Förderung für Klimatickets aber unverändert und damit gibt es das Öffi Jahresticket ab 1. März 2023 oftmals in Graz-Umgebung günstiger als in Graz und das teilweise deutlich.
Klimaticket Steiermark Preise ab 1. März 2023 ohne Förderung der Gemeinden
- KlimaTicket Steiermark Classic € 468,00 (statt dzt. € 588,00)
- KlimaTicket Steiermark übertragbar € 568,00 (statt dzt. € 688,00)
- KlimaTicket Steiermark Jugend/Senior/Spezial* € 351,00 (statt dzt. € 441,00
*Gibt´s für Senior*innen ab dem vollendeten 65. Lebensjahr (keine ÖBB Vorteilscard mehr notwendig), für Menschen mit eingeschränkter Mobilität (Menschen mit Behinderung, Blinde und Schwerkriegsbeschädigte) und für Jugendliche unter 26 Jahren.
Kein Grund zu warten! Alle bestehenden Besitzerinnen und Besitzer eines KlimaTicket Steiermark erhalten den Differenzbetrag anteilig rückvergütet, allfällige Ratenzahlungen werden angepasst.
Wie sehen die Preise nun für die Bewohner der einzelnen Gemeinden aus, in Graz wird das KlimaTicket Steiermark Classic nach der Förderung durch die Gemeinde € 368 kosten. Für Bewohner von Raaba-Grambach und Gratkorn gibt es die Jahreskarte dann aber deutlich günstiger:
Beispiele Preise ab 1. März für personalisierte Klimatickets Steiermark mit Berücksichtigung der Förderung in den Gemeinden*
Graz: € 368 Classic & € 276 Jugend/Senior/Spezial (Förderung € 100/€ 75 – keine Förderung Klimaticket Österreich)
Raaba-Grambach: € 234 Classic & 175,50 Jugend/Senior/Spezial (Förderung 50% max. € 275 – auch für Klimaticket Österreich)
Gratkorn: € 268 Classic & € 201 Jugend/Senior/Spezial (Förderung €200/150 – auch für das Klimaticket Österreich)
Kalsdorf: € 313,56 Classic & € 235,17 Jugend/Senior/Spezial (Förderung 33% bis max. € 250 – auch für Klimaticket Österreich)
Werndorf: € 318 Classic & € 201 Jugend/Senior/Spezial (Förderung € 150 – auch für das Klimaticket Österreich)
Hausmannstätten: € 327,60 & € 245,70 Jugend/Senior/Spezial (Förderung 30% – 20% Klimaticket Österreich)
Gössendorf: € 348 Classic & € 231 Jugend/Senior/Spezial (Förderung € 120 – auch für Klimaticket Österreich)
Premstätten: € 348 Classic & € 231 Jugend/Senior/Spezial (Förderung € 120 – auch für Klimaticket Österreich)
Seiersberg-Pirka: € 351 Classic & € 263,25 Jugend/Senior/Spezial (Förderung 25% – 10% Klimaticket Österreich)
* Angaben ohne Gewähr, für genau Berechnung und Bestimmungen bitte mit dem jeweiligen Link auf die Website der jeweiligen Gemeinde.
Der Fairness wegen sei angemerkt, dass Gemeinden sehr unterschiedliche finanzielle Spielräume für Förderungen haben. So liegen zwar einige der Gemeinden mit den höchsten Steuereinnahmen pro Einwohner in Graz-Umgebung. Die GU-Gemeinden haben aber pro Einwohner insgesamt weit nicht die Finanzkraft der Landeshauptstadt Graz, die mit Abstand der finanzkräftigste Bezirk pro Einwohner der Steiermark ist. „Reiche Gemeinden“ haben nach der Abdeckung der kommunalen Pflichtaufgaben wie Verwaltung, Kinderbetreuung, Straßen, Schulen, Feuerwehr usw. sowie Mitfinanzierung von Sozial- und Gesundheitsleistungen einen ganz anderen Handlungsspielraum pro Einwohner für Förderungen. Raaba-Grambach, Lannach und Premstätten spielen hier in der Steiermark noch vor der Landeshauptstadt Graz diesbezüglich in einer eigenen Liga.
Die Gemeinden mit der höchsten Steuerkraft-Kopfquote 2021 in der Steiermark
1. Raaba-Grambach (GU) € 3.144 Finanzkraft pro Einwohner
2. Lannach (DL) € 2.676
3. Premstätten (GU) € 2.603
6. Hart bei Graz (GU) € 2.124
7. Graz (G) € 2.116 €
9. Weiz (WZ) € 2.042
13. Werndorf (GU) € 1.913
14. Kalsdorf (GU) € 1.901
18. Gratkorn (GU) € 1.811
23. Seiersberg-Pirka (GU) € 1.715
71. Gössendorf (GU) € 1.414
106. Hausmanstätten (GU) € 1.284
285. Stiwoll (GU) € 959 Finanzkraft pro Einwohner
Link: Steuereinnahmen der Gemeinden – Übersicht der Finanzkraft aller Kommunen der Steiermark 2021
Busrevolution ab Sommer 2023 im Süden von Graz
Die Ausschreibung für massive Verbesserungen beim RegioBus Angebot im Süden von Graz (von/nach Graz) laufen und die Gemeinden südlich der Landeshauptstadt nehmen dafür ab Sommer deutlich mehr Geld als bisher in die Hand. Die Finanzierung des kompletten RegioBus Angebots ab Juli 2023 über die Gemeindegrenzen der Landeshauptstadt stemmen dabei nämlich zu 50% die Gemeinden südlich der Stadt und zu 50% das Land. Die Stadt Graz zieht sich mit den Holding Linien, die bisher auch Haltestellen im Umland angefahren sind, fast komplett zurück und beteiligt sich nicht mehr direkt am regionalen Busverkehr über die Stadtgrenzen, das obwohl die Stadt Graz aufgrund der hohen Kommunalsteuereinnahmen durch Pendler nach Graz finanziell eigentlich der Hauptprofiteur eines besseren Busangebots über die Stadtgrenzen ist.
Die 22 Gemeinden die mit dem Land Steiermark den RegioBus von und nach Graz mit zahlreichen Verbesserungen ab Juli 2023 finanzieren:
Fotos: Land Steiermark / Resch
Aus der Gössendorfer Perspektive möchte ich anmerken, dass ohne die finanzstarken Gemeinden (vor allem Raaba-Grambach aber auch Hart und die anderen im Westen) bei uns in der Region, die sich beim Regiobus aufgrund ihrer Finanzkraft pro Einwohner stärker beteiligen, die Ausschreibung der Verbesserungen der Busangebots in der Dimension über die Stadtgrenzen von Graz nicht möglich gewesen wäre. Die Verbesserungen sind zwar notwendig – in Gössendorf auch um den Rückzug der Holding Linien auszugleichen – aber im Umfeld der steigenden Kosten für Gemeinden in allen Bereichen sind diese auch eine zusätzliche finanzielle Herausforderung.
Medienberichte zur Einigung und dem Start der Ausschreibung:
Netzplätze ab Sommer Graz Süd-Ost und Graz-Süd-West ab Sommer 2023
Gössendorf 2022 & 2023 – Zwei Jahre große Verbesserungen im Öffentlichen Verkehr
In Gössendorf war das letzte Jahr und wird das neue Jahr im öffentlichen Verkehr geprägt sein von Verbesserungen. Der richtig große Wurf mit der RegioBus Ausschreibung dauert naturgemäß mehr als ein Jahr von der Planung, über die einer Einigung zwischen den Gemeinden und dem Land, einer Ausschreibung, dem Kauf von Bussen und der Anstellung von neuen Fahrern bis zum Start.
Mit der neuen Klimaticket Förderung im Dezember 2021, der neuen TOP-Ticket Förderung für Schülerinnen und Lehrlinge, den vorgezogenen 521 Verbesserung in der Früh und Abends und eben mit der Ausschreibung für das verbesserte RegioBus Angebot ab Juli 2023 hat sich in gut einem Jahr sehr viel getan.
Als zuständiger Obmann im Ausschuss für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Mobilität freut es mich auch, dass alle vier von uns erarbeiten Verbesserungsvorschläge im Gemeinderat einstimmig beschlossen wurden. Ich möchte mich auch für Input aus der Bevölkerung bedanken, die TOP-Ticket Förderung für Schüler und Lehrlinge gibt es ausschließlich weil Silvia Stemmer mich auf die Problematik bei Schülertickets aufmerksam gemacht hat. Natürlich musste ich das dann prüfen, mit Bgm. Gerald Wonner besprechen und einen konkreten Vorschlag erarbeiten, der dann im Gemeinderat beschlossen wurde. Aber Auslöser war der eine Hinweis. Also auch hier wieder die Empfehlung, Verbesserungsvorschläge am besten immer direkt an den zuständigen Gemeinderat richten Gemeindevertreter und Ansprechpersonen zu Themen im Gössendorfer Gemeinderat
Als Übersicht mein Bericht in der Dezemberausgabe der Gössendorfer Gemeindezeitung zu den Öffi-Verbesserungen:
Förderfrist für das Jahr 2022 bis 31.01.2023 bedenken! Bis dahin können noch Förderung für das abgelaufene Jahr im Gemeindeamt auch für Öffentlichen Verkehr oder auch die Taxiförderung beantragt werden!
Rückblick auf die ersten Verbesserungen im Sommer 2022 gemeinsam mit Fernitz-Mellach, Allerheiligen bei Graz und dem Land Steiermark auf der 521er Linie:
Was kommt im öffentlichen Verkehr danach?
Bezüglich Preis/Förderungen würde ich meinen haben wir ab März 2023 in Gössendorf beim Klimaticket Steiermark Classic für € 348 Classic & € 231 Jugend/Senior/Spezial pro Jahr ein unglaublich attraktives Angebot. Die Neuausschreibung RegioBus gilt dann von 2023 bis 2033, d.h. das Angebot sollte dann 10-Jahre ungefähr in der Dimension bleiben.
Ein Thema, das die letzten Jahre immer wieder präsent war, ist ein möglicher Schienennetzausbau bzw. einen mögliche Schienennetzanbindung in den Südosten. Konkret wurden drei Vorschläge öfter thematisiert:
- Tram bis Hausmannstätten
- S-Bahn Linie über Gössendorf (Hochspannungstrasse) bis nach Fernitz und dann wieder nach Kalsdorf
- Verbindung Seiersberg-Pirka und Raaba mit S-Bahn entlang der Autobahn und Zustieg Thondorf / Magna
Der erste Punkt Tram bis Hausmannstätten hat sich erledigt, trotz Zuzug ist die Bevölkerungsdichte bei uns im Gegensatz zu Graz dafür viel zu gering. Eine S-Bahn müsste im Gegensatz zu einer Tram irgendwohin weitergehen. Von Hausmannstätten würde es aber nirgendwohin gehen, also hat sich diese Variante mittlerweile ganz erledigt.
Ein Ansatz bei dem es weiterginge war die Trasse für die Hochspannungsleitungen in Gössendorf für eine S-Bahn zu nutzen und damit über Fernitz eine Verbindung von Kalsdorf nach Graz-Ost/Magna zu schaffen. Um das sinnvoll abbilden zu können, müsste die Bevölkerung bei uns in der Region aber viel stärker wachsen. Aktuell ist diese Variante also kein Thema mehr, eventuell aber je nach Bevölkerungsentwicklung wird dies in 30 Jahren oder vermutlich später wieder mal ein Thema werden.
Last but not least die Variante, die eigentlich schon länger sinnvoll ist. Eine S-Bahn Verbindung im Süden von Graz zwischen Ost und West entlang der Autobahn, d.h. von der S-Bahn in Raaba nach Seiersberg entlang der dafür freigehaltenen Trasse Autobahn A2 mit einem Bahnhof bzw. einer Haltestelle in Thondorf. Realistische Umsetzung schätze ich mal sehr grob bis 2040.