Reichsten Steirer-Gemeinden 2019: Raaba-Grambach mit über 3.000 Euro pro Einwohner
Edit: Link Beitrag vom 27.01.2023 mit Zahlen für das Jahr 2021
Steuerkraft-Kopfquote
Unter den Wirtschaftsdaten von Gemeinden stellen die Steuerkraft-Kopfquoten – also die Einnahmen aus Steuern und Abgaben pro Einwohner – den wichtigsten Indikator der Finanzkraft und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit einer Gemeinde dar. Die Steuerkraft-Kopfquote einer Gemeinde ist die Summe aus gemeindeeigenen Abgaben (vor allem Grundsteuer, Kommunalsteuer) und den Ertragsanteilen (Anteil an Bundesabgaben wie Lohnsteuer und Umsatzsteuer) pro Einwohner.
Größere Gemeinden (ab 10.000/20.000/50.000) erhalten einen größeren Anteil aus den Bundesabgaben, sonst sind vor allem Tourismus (Getränkeabgabe/Grundsteuer) und Arbeitsplätze (Kommunalsteuer) für eine hohe Steuerkraft-Kopfquote maßgeblich.
Raaba-Grambach knackt die 3.000 Euro pro Einwohner
5.679 Erwerbstätige mit Arbeitsort Raaba-Grambach gab es laut letzter abgestimmter Erwerbstatistik der Statistik Austria per 31.10.2018, dem stehen 2.349 Erwerbstätige mit Wohnort Raaba-Grambach gegenüber. Ein Spitzenwert nicht nur in Graz-Umgebung für die 4.676 Einwohner zählende Gemeinde, sondern auch im Bundesland. Aufgrund vieler hochwertiger Jobs (die Kommunalsteuer beträgt 3% der Bruttolöhne) bringt das Raaba-Grambach schon viele Jahre in Folge den Spitzenplatz bei der höchsten Steuerkraft-Kopfquote aller steirischer Gemeinden.
Zum Spitzenwert von 2.818 Euro pro Einwohner laut Statistik Austria 2018 konnte man 2019 gleich um 227 Euro zulegen, einen größeren absoluten Zuwachs gab es ein keiner anderen steirischen Gemeinde. Das ergab für 2019 mit € 3.045 pro Einwohner wieder klar die höchste Steuerkraft-Kopfquote pro Einwohner, gefolgt von Lannach (DL) mit 2.726 Euro und Premstätten als nächsten top Wirtschaftsstandort südlich von Graz mit 2.519 Euro, von denen man auf den vorderen Plätzen noch einige findet.
Die Gemeinden mit den höchsten und niedrigsten Steuereinnahmen
Wie zu erwarten nehmen vor allem die Gemeinden im und um den steirischen Zentralraum die vorderen Plätze ein und hatten 2019 die höchsten Steuereinnahmen zu verzeichnen. Bei Graz auf Platz fünf ist es eine Mischung aus allen drei relevanten Faktoren (Hohe Ertragsanteile für größere Gemeinden, viele Arbeitsplätze und ein nicht unerheblicher Tourismus).
Bei den restlichen Gemeinden auf den ersten zehn Plätzen aus Graz-Umgebung und Weiz sowie Lannach, Altenmarkt bei Sankt Gallen und Lebring-Sankt Margarethen sind es vor allem die mit der hohen Anzahl an Arbeitsplätzen verbundene Kommunalsteuereinnahmen, die für einen Spitzenplatz sorgen. Auf 11 folgen dann mit Schladming die ersten „Tourismusgemeinde“.
Auf den letzten 20 Plätzen mit den niedrigsten Steuereinnahmen pro Einwohner sind vor allem kleine und ländliche Gemeinden zu finden. Viele davon auch aus den wirtschaftlich starken Regionen Graz-Umgebung und Weiz. Gerade in der Peripherie der Bezirke fehlt es aber oft an guten Verkehrsverbindungen als Anreiz für betriebliche Ansiedlungen.
Auf dem letzten Platz ist somit nicht verwunderlich Stiwoll, mit 706 Einwohner, als kleinste Gemeinde in Graz-Umgebung ohne relevanten wirtschaftliche oder touristische Einnahmen zu finden.
Alle 36 Gemeinden in Graz-Umgebung
In Graz-Umgebung findet man die Gemeinden mit hohen Steuereinnahmen vor allem im Süden, Südosten und Norden dort wo es eine Autobahn, eine Bahnanbindung und die Nähe zur Landeshauptstadt Graz gibt. Bis auf wenige Ausnahmen ist also die Anbindung der Schlüssel für Betriebsansiedlungen und somit hohe Kommunalsteuereinnahmen, die man dann wieder für einen attraktiveren Standort, Förderung von Betriebsansiedlungen und eine bessere Infrastruktur verwenden kann. Daher ändert sich das Bild von reichen & armen Gemeinden nicht, die Unterschiede werden eher größer.
Auswirkungen COVID-19 für das Jahr 2020
Im Jahr 2020 wird es das erste Mal seit Jahren wieder keine Einnahmensteigerungen für die Gemeinden gegeben, es werden Ausfälle von 10-20 Prozent prognostiziert, je nachdem wie stark Wirtschaft/Arbeitsplätze in Ort von der Pandemie betroffen sind.
Grundsätzlich sind von diesem Einnahmenverlusten natürlich reiche Gemeinden stärker betroffen, was die absoluten Zahlen betrifft. Da diese aber grundsätzlich die gleichen kommunalen Aufgaben erfüllen wie ärmere Gemeinden, wird es dort vor allem darauf hinauslaufen nicht unbedingt notwendige Projekte eventuell zu verschieben. In finanzschwachen Gemeinden, deren budgetärer Spielraum schon vor Corona sehr eingeschränkt war, wäre ohne Hilfe durch Bund (Kommunales Investitionspaket) und Land auch die Finanzierungen von laufenden Aufgaben ein großes Problem bzw. kann es je nach Gemeinde auch mit den vorhanden Unterstützungen nach wie vor sein.
Als Detail sei noch angemerkt, dass über die Landesumlage und die Beiträge zum Sozialhilfeverband Gemeinden mit hohen Steuereinnahmen einen höheren Beitrag bzw. einen Ausgleich leisten, da die Beiträge der Gemeinden ganz oder teilweise von der Finanzkraft der Gemeinde abhängig sind. Beim Sozialhilfeverband kommt aber hinzu, dass dieser pro Bezirk geregelt ist, somit Gemeinden in finanzstarken Bezirken mit jungen Bewohnern (Graz-Umgebung und Weiz) gegenüber Gemeinden in Bezirken mit älterer Bevölkerung ohne hohe Steuereinnahmen (z.B. Südoststeiermark, Murtal) im Vorteil sind.
Excel mit den Daten: Gemeinden_Stmk_Abgaben_pro_Kopf_2018_2019