Gössendorf macht bei GUST-Mobil nicht mit

Die Marktgemeinde Gössendorf hat gestern beschlossen beim Mikromobilitätskonzept GUST-Mobil in Graz-Umgebung nicht mitzumachen, einen anderweitigen Beschluss, wie zum Beispiel ein eigenes Konzept als Alternative anzugehen, gibt es aber leider auch nicht. Mikromobilität ist wichtig um Lücken im öffentlichen Nahverkehr zu schließen, einfach nur abwarten kann nicht die Lösung sein.

Was wir nicht bekommen
(Kostenpunkt 22.000 – 23.000 Euro pro Jahr für die Marktgemeinde Gössendorf)

„365 Tage im Jahr mobil

Rund 105.000 EinwohnerInnen der 28 teilnehmenden Gemeinden können bald unter einer zentralen Telefonnummer 365 Tage im Jahr von 06:00 bis 24:00 Uhr (Sonn- und Feiertags bis 22:00 Uhr) ein GUSTmobil bestellen. Über 1.700 Haltepunkte stehen zur Verfügung und bilden das Mikro-ÖV Netz des Bedienungsgebietes. Rund 10 regionale Taxiunternehmer stellen fixe Dienstautos oder Bereitschaftsfahrzeuge zur Verfügung, die dem Bedarf entsprechend eingesetzt werden. Ziel der Disposition ist es Sammelfahrten zu arrangieren – so werden die Umwelt und das Geldbörse geschont. Bei einer Distanz bis zu 3,5 km liegt der Tarif für eine Person bei 3 Euro. Handelt es sich um eine Sammelfahrt mit 2-3 Personen zahlt jeder Fahrgast 2 Euro, bei 4 Personen im Fahrzeug reduziert sich der Beitrag auf einen Euro pro Fahrgast“

  

Nachdem der Punkt „Beschluss über die Teilnahme am Mikromobilitätssystem im Bezirk Graz-Umgebung“ gestern auf der Tagesordnung stand bin ich eigentlich von einer Zustimmung d.h. einer Teilnahme der Marktgemeinde Gössendorf am Anrufsammeltaxi GUST-Mobil ausgegangen. Es ist dann aber anders gekommen, nach einigen Beratungen haben nur der neu angelobte Gemeinderat Stefan Hödl von den Grünen und die beiden ÖVP Gemeinderäte Kathi Medowitsch und Peter Kirchengast, der ebenfalls neu angelobt wurde, dafür gestimmt.
Alle anwesenden Gemeinderäte von SPÖ und FPÖ haben dagegen gestimmt.

Bei der letzten Sitzung im Dezember 2016 wurde der Punkt noch verschoben, weil unklar war ob es eine finanzielle Beteiligung vom Land Steiermark gibt. Das Anrufsammeltaxi hat einen Overhead also eine Aufwand für Entwicklung des Konzeptes, Organisation und Verwaltung von 30%, d.h. nur 70% gehen schlussendlich an die Taxiunternehmer bzw. Transportunternehmer die schlussendlich die Personen befördern.
Genau diese 30% fördert das Land nun bei Projekten in den ersten zwei Jahren, danach mit 20%, das würde genau dem Overhead entsprechend und somit hätten eigentlich die Bedenken von Dezember ausgeräumt sein sollen. Ziel des Landes Steiermark ist ein „Mirko-Öffi“ in der jeder Gemeinde.

 

Mikro-ÖV soll die Lücken zu anderen öffentlichen Verkehrsmitteln schließen, damit ältere Menschen die selbst nicht mehr so mobil sind oder auch junge Menschen, die noch kein Auto haben, möglichst einfach von A nach B kommen. Zusätzlich sollen damit zeitliche Lücken geschlossen werden, auf manchen Strecken lohnt sich eine Fahrt am Sonntag Mittag nicht, werktags aber schon.

Beide dieser Punkte treffen auch voll auf Gössendorf zu, wie kommt jemand der selbst nicht mehr Auto fährt vom Süden der Dorfstraße am Sonntag in die Stadt, zum Friedhof oder sonst wo hin? Sonntags fährt kein Bus auf der Bundesstraße, wenn man im Südwesten von Gössendorf wohnt muss man bis zum nächsten Bus schon eine Weile gehen. Diese Lücken könnten von einen Mikromobilitätskonzept geschlossen werden.

Argumente in der Gemeinderatssitzung dafür

  • Aufgrund der aktuellen Feinstaub Problematik sollte jede Möglichkeit versucht werden um den öffentlichen Verkehr attraktiver zu gestalten
  • Die GUST-Mobil Sammelstellen wären eine gute Möglichkeit abseits von Haltestellen auf Bund- und Landesstraße mobil zu sein
  • Ältere Personen ohne Führerschein hätten so eine einfache Möglichkeit in ihrerer Nähe ein Verkehrsmittel zu nutzen
  • Wenn an Sonn- und Feiertagen kein Bus fährt wäre das eine Alternative, Busse mit sehr wenig Fahrgästen könnten damit abgelöst werden was die Umwelt schont

Was sind die Bedenken?

Um fair zu bleiben, natürlich haben FPÖ und SPÖ nicht grundlos gegen die Teilnahme an GUST-Mobil gestimmt, es gibt einige Bedenken die schlussendlich GUST-Mobil für Gössendorf nicht so attraktiv machen wie für eher ländliche Gemeinden.

  • Die ungefähren Kosten von 22.000 – 23.000 Euro pro Jahr für die Marktgemeinde Gössendorf wären zwar nur ein paar Promille vom Gemeindebudget, aber um einiges mehr als bisher bei Taxifahrten dazu bezahlt wird.
  • Laut Bgm. Gerald Wonner wird von der Bevölkerung an ihn eher der Wunsch nach besseren Angeboten beim Bussen herangetragen, nicht so sehr Mirkomobilität.
  • Die Nutzungsstatistiken aus Kornneuburg, wo das Modell als IST-Mobil schon 3 Jahr läuft, sind was Fahrgäste pro Fahrt betrifft eher ernüchternd, mit mehr als zwei Personen pro Fahrt ist im Durchschnitt wohl in den ersten Jahren nicht zu rechnen.
  • Für von der Mobilität eingeschränkte Gössendorferinnen und Gössendorfer stellt sich die Frage ob es die Mobilität wirklich verbessert wenn sie zu einem Sammelpunkt gehen müssen. Diese sind zwar Dezentral, nicht an Bundes- und Landestraße, aber es gibt keine Abholung von der Haustür.
  • Immer mehr Aufgaben werden auf die Gemeinden abgewälzt, ist es wirklich Aufgabe der Gemeinde immer mehr öffentliche Verkehrsangebote zu finanzieren?

Das sind wichtige Bedenken, in Graz-Umgebung machen zwar 28 von 36 Gemeinden mit und von den acht die nicht mitmachen haben einige schon selbst ein eigens Anrufsammeltaxi, aber in es gibt auch Einschnitte bei bisherigen Leistungen, z.B. in Premstätten und Kainbach wird jeweils eine Buslinie eingestellt, in Kainbach zusätzlich die Taxiförderung abgeschafft.

Wer nicht teilnimmt muss Alternativen bieten – ein eigenes Konzept muss her

Die Bedenken sind natürlich nicht einfach aus der Luft gegriffen und es ist wichtig diese zu diskutieren. In Gössendorf fällt mir nicht einfach eine Busverbindung ein, die man durch GUST-Mobil wie in den Gemeinden oben ersetzen kann. Mirkomobilität ist, wie oben erwähnt, aber auch in Gössendorf wichtig, d.h. einfach GUST-Mobil ablehnen und selbst kein Konzept entwickeln kann nicht der richtige Weg sein.
Wenn wir nicht bei GUST-Mobil mitmachen braucht es ein eigens Konzept. Ich kenne zwar die Gründe nicht warum Fernitz-Mellach nicht mitmacht, aber eventuell kann man sich bei diesem Thema austauschen und zusammen arbeiten. Von den Gemeinden die bisher schon ein Anrufsammeltaxi hatten machen manche bei GUST-Mobil mit wie Vasoldsberg, manche wir Gratwein-Straßengel behalten aber ihr bisheriges System RufMi, wo wir wieder zum Thema Gemeindebus kommen, den es in Gössendorf ja leider nicht gibt.

Wobei das RufMi schon aber vom Angebot ganz anderes ist als GUST-Mobil, so fährt es in Graztwein-Straßengel werktags von 8 bis 19 Uhr, GUST-Mobil aber soll vor allem ab 21 Uhr abends und an Sonn- und Feiertagen Lücken schließen.

Das Land Steiermark möchte ein „Mikro-ÖV“ in jeder Gemeinde und fördert das mit 30 bzw. 20%. Wir sollten daher unsere bisherige Taxiförderung in ein echtes Mikromobilitätskonzept einarbeiten.
Startschuss wäre eine Mobilitätsumfrage in der Gemeinde zu Lücken im bisherigen Angebot, mit z.B. folgenden Fragen:

  • Haben sie selbst ein Kraftfahrzeug mit dem sie dem sie ganzjährig mobil sind?
  • An welchen Tagen und zu welcher Uhrzeit sollten Lücken im ÖV Angebot in Gössendorf geschlossen werden (max. 3 Angaben)
  • Nennen sie max. drei Ziele (Bank, Friedhof, Haltestelle, usw.) für deren Erreichung ein Mirko-ÖV Angebot ihnen helfen würde
  • Wie wichtig wäre es ihnen von zu Hause abgeholt zu werden statt einem Anrufsammeltaxipunkt der max. 200m von ihnen entfernt ist (Preisunterschied)
  • Welche Angebotsverbesserungen würden dazu führen, dass sie öfter öffentliche Verkehrsmittel benutzen?

Aufbauend darauf sollte wir uns dann konkrete Gedanken machen, ohne Erhebung sind Bedenken wie Menschen wollen von zu Hause abgeholt werden usw. nur Mutmaßungen.

 

 

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