Das Land Steiermark hat als Ziel ein „Mikro-Öffi“ in jeder steirischen Gemeinde ausgegeben, daher fördert das Land Projekte wie GUSTmobil in den ersten zwei Jahren mit 30%, danach mit 20%.
Mit diesem „Mikro-Öffi“ ist ein Angebot an Verkehrsmitteln gemeint mit denen die Lücke des bestehenden öffentlichen Verkehrs geschlossen werden kann, an Sonn- und Feiertagen wenn sich Buslinien nicht lohnen oder der Weg zur nächsten Bushaltestelle zu Fuß zu weit ist.
Gössendorf ist eine der Gemeinden in Graz-Umgebung in der sich der Gemeinderat klar dagegen ausgesprochen hat (SPÖ + FPÖ waren dagegen – Grüne und ÖVP dafür).
Die Fragen die sich nun stellen: Warum sind die Gemeinderäte in Gössendorf gegen ein Teilnahme? Braucht Gössendorf keine Mikromobilität bzw. ein Mikromobilitätskonzept? Was sind mögliche Alternativen?
Was ist GUSTmobil?
„GUSTmobil funktioniert ähnlich wie ein Anrufsammeltaxi und bringt die Kunden von Sammelhaltepunkt zu Sammelhaltepunkt. Ziel ist es sowohl die innerörtliche Erreichbarkeit, als auch den überregionalen Anschluss zum öffentlichen Verkehrsnetz zu schaffen. Es ermöglicht daher sowohl eine Fahrt zum nächstgelegenen Arzt oder Supermarkt in der eigenen Gemeinde, als auch den Zugang zu Regionalbuslinien oder S-Bahn über die nächstgelegenen Hauptverkehrsknotenpunkte die angefahren werden. Auf keinen Fall wird dabei der bestehende öffentliche Verkehr konkurrenziert, denn Parallelfahrten werden bereits bei der Buchung über die Dispositions-Software ausgeschlossen.“
365 Tage mobil
„Rund 107.000 EinwohnerInnen der 29 teilnehmenden Gemeinden können bald unter einer zentralen Telefonnummer 365 Tage im Jahr von 06:00 bis 24:00 Uhr (sonn- und feiertags bis 22:00 Uhr) ein GUSTmobil bestellen. Über 1.700 Haltepunkte stehen zur Verfügung und bilden das Mikro-ÖV Netz des Bedienungsgebietes. Rund 10 regionale Taxiunternehmer stellen fixe Dienstautos oder Bereitschaftsfahrzeuge zur Verfügung, die dem Bedarf entsprechend eingesetzt werden. Ziel der Disposition ist es Sammelfahrten zu arrangieren – so werden die Umwelt und das Geldbörserl geschont. Bei einer Distanz bis zu 3,5 km liegt der Tarif für eine Person bei 3 Euro. Handelt es sich um eine Sammelfahrt mit 2-3 Personen zahlt jeder Fahrgast 2 Euro, bei 4 Personen im Fahrzeug reduziert sich der Beitrag auf einen Euro pro Fahrgast.“
Laut letzter Gemeinderatssitzung hätte eine Teilnahme der Marktgemeinde Gössendorf 22.000 – 23.000 Euro, das sind 5,750 Euro pro Einwohner und Jahr.
Beispiel zur Nutzung, Fahrt zum Feuerwehrball mit 4 Personen = 4 Euro egal von wo in Gössendorf.
Die Marktgemeinde Hitzendorf fördert die von GUSTmobil angebotenen Tarife nochmals und somit fährt man dort zum halben Preis. Das obwohl Hitzendorf eine der Gemeinden in Graz-Umgebung mit den niedrigsten Steuereinnahmen pro Einwohner ist:
Berichte aus Gemeindezeitungen Feldkirchen und Hart bei Graz
Haltestellen an den Beispielen Hausmannstätten, Hart bei Graz und Raaba-Grambach
Argumente in der letzten Gemeinderatssitzung dagegen
- In Kornneuburg sind die durchschnittlichen Gäste pro Fahrt ziemlich gering (1,25 Personen/Fahrt), somit ist GUSTmobil was Feinstaub und Umweltschutz betrifft keine Verbesserung.
- Fahrten innerhalb der Gemeinde, also zum Arzt, zur Apotheke, zur Kirche, zum Gemeindeamt oder zum Friedhof sind nicht Teil von GUSTmobil.
- Personen mit eingeschränkter Mobilität wird durch GUSTmobil kaum geholfen, da keine Hausabholungen möglich sind.
Punkt 1 wird durch div. Medienberichten bestätigt, über ISTmobil wurden bis Anfang 2017 20.000 Fahraufträge durchgeführt und damit 25.000 Personen befördert.
Punkt 2 wird in div. Gemeindezeitung von teilnehmenden Gemeinden und auf der Homepage von GUSTmobil widersprochen, die Möglichkeit kurze Wege zum Arzt, zur Apotheke, zum Friedhof usw. damit zu ermöglichen, wird immer als ein starkes Argument dafür genannt.
Für Punkt 3 gibt es in Korneuburg ein Angebot, laut Website von GUSTmobil gibt es für Hausabholungen ein spezielles Angebot, somit wären die Informationen in der letzten Gemeinderatssitzung auch in diesem Punkt zu hinterfragen.
GUSTmobil war nun über ein Jahr ein Thema, für mich hat es die Marktgemeinde Gössendorf verabsäumt in dieser Zeit zu evaluieren ob es in den Zielgruppen dafür in Gössendorf einen echten Bedarf gibt und was nun das Angebot von GUSTmobil genau abdecken würde.
Nur aufgrund dieser Informationen kann man eine gute Entscheidung treffen, ob eine Teilnahme sinnvoll ist oder nicht bzw. ob sich das die Gemeinde um 22.000 – 23.000 Euro leisten möchte.
Ich habe daher eine Eingabe zu dem Thema an den Gemeinderat gestellt:
Eingabe Mikromobilität Gössendorf
edit: Ein Bericht der Kleinen Zeitung von 15. Juni dazu