Rückblick Gemeinderatswahl 2015 in Gössendorf: Das Duell Wonner gegen Kunasek
Während in unseren Nachbargemeinden schon viele Plakate mit Wahlwerbung stehen (in Fernitz-Mellach seit letzter Woche, in Feldkirchen gar schon seit der Adventszeit), ist es in Gössendorf noch ruhig und das wird hoffentlich noch bis Mitte Februar so bleiben, fünf Wochen Wahlkampf sollten genug sein.
Aber 50 Tage vor der Gemeinderatswahl am 22. März 2020 lohnt es sich noch Mal einen Blick zurückzuwerfen auf die letzte Gemeinderatswahl in Gössendorf, die mit dem 22. März 2015 genau fünf Jahre vor der diesjährigen Wahl stattgefunden hat.
Schon die Vorzeichen 2015 ließen eine spannende Wahl vermuten
Die SPÖ ging mit Gerald Wonner als Spitzenkandidat ins Rennen, der erst 40 Tage vorher am 11. Februar das Bürgermeisteramt von Langzeitbürgermeister Franz Macher übernommen hatte. Mit 50,61% der Stimmen konnte die SPÖ 2010 unter Franz Macher die absolute Mehrheit im Gemeinderat erreichen, das Ziel war diese zu verteidigen.
Die FPÖ schickte mit Mario Kunasek ein politisches Schwergewicht als Gegenkandidaten ins Rennen, durch die bevorstehende Landtagswahl war Mario Kunasek was Plakate und Medien betrifft schon länger präsent. In Gössendorf als doch eher eine verhältnismäßige FPÖ Hochburg auf Landes- und Bundesebene ging man so in ein scheinbar echtes Duell um den Bürgermeistersessel zwischen SPÖ & FPÖ bzw. Gerald Wonner und Mario Kunasek.
Die Grünen traten wieder an, hatten es 2010 nicht geschafft, aber aufgrund der Stammwähler auf Bundes- und Landesebene war ein Einzug nicht unrealistisch. Ich trat als Spitzenkandidat mit zwei Mitstreitern für die NEOS in Gössendorf an. (Diesmal bin ich ja als unabhängiger Kandidat auf Platz 7 des Team von Bürgermeister Gerald Wonner wählbar ;)). Beides Faktoren aufgrund deren man vermuten konnte, dass sich die Stimmen aufteilen und möglicherweise keine Partei allein die absolute Mehrheit holen wird.
Entsprechend auch die Vorberichte in der Kleinen Zeitung am 1. Februar und am Wahltag selbst:
Unterschiedlich waren 2015 bei der Gemeinderatswahl die Wahlplakate, während Gerald Wonner (SPÖ) und Mario Kunasek (FPÖ) vor allem auf große Plakate setzen, hatten KPÖ, ÖVP, NEOS und Grüne vor allem viele A0, A1 und A2 Plakate. Die SPÖ setze von den Bildern voll auf das Team, auch weil Gerald Wonner zu diesem Zeitpunkt als nicht mal ein Monat Bürgermeister noch nicht allen ein Begriff war. Die FPÖ hatte damals schon die Zeichen der Zeit erkannt und setzte voll auf Mario Kunasek auf den Plakaten. Der Trend geht ja immer stärker Richtung Persönlichkeitswahl und weniger der Wahl von Parteien.
Die unterschiedliche Plakatgröße hatte aber natürlich auch finanzielle Gründe, eine Ankünder Fläche war für die meisten Parteien eher unerschwinglich.
Es war dann auch denkbar knapp für alle Parteien irgendwo
Die Wahl hielt dann was die Vorzeichen versprochen hatten, es war denkbar knapp für alle beteiligen Parteien mit Ausnahme der KPÖ.
Randnotiz: Ich erinnere mich gerade wieder mal, dass eine Bewohnerin an der Hauptstraße bei einem Hausbesuch mit mir eine Kiste Bier gewettet hat, dass Mario Kunasek (also die FPÖ) die Gemeinderatswahl 2015 in Gössendorf vor der SPÖ liegen wird, weil ich davon überzeugt war, dass doch die SPÖ vorne liegen wird. Die Kiste sollte ich nun wirklich mal abholen 😉
Das Ergebnis der Gemeinderatswahl von 22. März 2015 in Gössendorf:
Warum war dann doch die SPÖ der große Wahlgewinner?
Gründe gibt es sicher mehrere, zum einen kannten Gerald Wonner doch weit mehr Gössendorferinen und Gössendorfer, als der eine oder andere vermutet hatte. Der zweite Punkt war sicher das stärkere Team, das die SPÖ ja auch plakatiert und kommuniziert hatte. Auf Gemeindeebene merken die Leute am ehesten, wer für sie ehrlich arbeitet und goutieren das auch.
Duell spiegelt sich auch in den Vorzugsstimmen wieder
Insgesamt haben Gerald Wonner und Mario Kunasek zusammen mehr als dreiviertel aller Vorzugsstimmen erhalten, also spiegelt sich auch hier klar das Duell zwischen den Beiden wieder. Und auch hier hatte Gerald Wonner das bessere Ende für sich.
Neuer Gemeinderat nach der Wahl 2015 mit Vorzugsstimmen
Die SPÖ musste also leichte Verluste hinnehmen und unter Spitzenkandidat Mario Kunasek konnte die FPÖ stark zulegen, blieb aber mit 29,01 doch deutlich hinter der SPÖ. Die NEOS und somit ich schafften es um 9 Stimmen nicht in den Gemeinderat, mit neun Stimmen mehr wäre ein Mandant von der SPÖ zu den NEOS gewandert, die absolute der SPÖ gebrochen. Insgesamt waren somit 115 Stimmen nicht für Mandate relevant (NEOS + KPÖ) und der SPÖ reichten 47,16% der Stimmen für 11 von 21 Mandate.
Umgekehrt knapp verlief es für die Grünen, mit 102 Stimmen schafften sie den Einzug hauchdünn, 7 Stimmen weniger und die FPÖ hätte ein siebtes Mandat erreicht und die Grünen wären nicht im Gemeinderat gewesen.
Für die ÖVP gab es herbe Verluste, am Ende verlor man sogar den letzten von fünf Gemeindevorständen an die FPÖ. 3 Stimmen mehr für die ÖVP und man hätte diesen behalten, so gab es das erste Mal in der Geschichte von Gössendorf seit dem zweiten Weltkrieg keinen ÖVP Gemeindevorstand mehr. Der nächste Schlag für die ÖVP folgte dann einige Zeit später, ein Gemeinderat wechselt zur FPÖ wodurch sie nun vor der Wahl 2020 nur mehr zwei Gemeinderäte von 21 in Gösendorf haben.
Nicht alle Sprengel haben 2015 gleich gewählt
Um die Zahlen zur Gemeinderatswahl 2015 in Gössendorf komplett abzuschließen fehlen noch die Sprengelergebnisse.
Dabei wurden dem Sprengel 1 Gössendorf I die Briefwähler zugerechnet. Das Ergebnis der 1. Sprengels entspricht dann auch dem Gesamtergebnis, wenn man die Zahlen von dort auf Mandate umlegt. Anders verhält es sich wie die Wahl 2010 schon in Thondorf, dort ist die ÖVP historisch stärker, aber der Trend ist ähnlich wie im 1. Sprengel.
Im 3. Sprengel wo ich wohne sieht es nochmals anders aus, da waren die NEOS mit 6,45% nur gut zwei Prozentpunkte hinter der ÖVP mit 8,66%, also kein gutes Pflaster für die ÖVP.
Was ist nun am 22. März 2020 zu erwarten?
- Gerald Wonner ist durch die fünf Jahre als Bürgermeister viel bekannter geworden, viel mehr Leute sehen seinen Einsatz und schätzen seine offene Art. Das Team hinter ihm ist eine Mischung aus bisherigen Mitstreitern wie dem 1. Vizebürgermeister Thomas Wielitsch und Gemeindekassier Wilfried Bund mit neuen Mitstreitern wie ich es bin oder dem Sprecher der Bürgerinitiative gegen ein Krematorium in Gössendorf Michael Arch auf einem vorderen Platz.
- Maria Kunasek ist nach Graz gezogen, Spitzenkandidat für die FPÖ wird wohl sein Nachfolger als 2. Vizebürgermeister Peter Samt. Die FPÖ hat aber in Gössendorf bei der Landtags- und Nationalratswahl sehr stark abgeschnitten. Auch wenn Mario nicht mehr am Wahlzettel stehen wird, ist er sicher auch bei der GRW in Gössendorf dennoch ein Faktor und wird für „seine FPÖ-Ortsgruppe“ werben. Das Team hinter Peter Samt wird wohl aus bestehenden Gemeinderäten mit einigen Neueinsteigern bestehen, ähnlich wie bei der SPÖ.
- Die ÖVP geht mit Peter Kirchengast ins Rennen, der in Gössendorf schon mal Gemeindekassier war. Wie bei der ÖVP auch 2015 üblich setzt man auf Kandidaten von ÖAAB, Wirtschaftsbund und Bauernbund. Ziel ist es natürlich das desaströse Ergebnis von 2015 hinter sich zu lassen und von der FPÖ einen Gemeinvorstand zurückzuholen.
- Die Grünen werden wohl wieder mit Joshua Tapley als Spitzenkandidat antreten, wobei sich die Frage stellt, wie lange er mit britischer/amerikanischer Staatsbürgerschaft nach dem Brexit Gemeinderat sein wird(darf).
- Die NEOS treten nach meinem heutigen Wissensstand (ohne mich) nicht mehr an. Die KPÖ wird scheinbar wieder antreten.
Gemeinderatswahl als Bewerb unter Nachbarn
Mein Zugang zum Wahlkampf 2015 und nun auch 2020 in der Gemeinde ist, dass es ein Wettstreit unter Nachbarn ist. Man kennt sich gut, verbringt einige Zeit über das Jahr in Sitzungen und auf Veranstaltungen miteinander und die Kandidaten/Mitglieder der anderen Listen wohnen gleich nebenan. In der Sache kann uns sollte man schon so klar, und falls notwendig hart, wie nötig sein. Aber dabei immer fair bei den Fakten bleiben, d.h. man sollte nichts schreiben, was man nicht auch seinem Gegenüber im direkten Gespräch nicht genauso sagen würde und auch vertreten kann.
Teilweise schießen manche Aussendung/Facebook Postings auch vor der Wahl auch bei uns drüber hinaus, wenn es darum geht die Beteiligung an bestimmten Projekten der Gemeinde „zu verkaufen“. Ich hoffe, das hält sich im Wahlkampf wie 2015 in einem Rahmen der noch irgendwie vertretbar ist.
Was ich 2015 nett gefunden habe und für mich Usus ist, man stellt die Plakatständer auf und falls möglich wieder her, auch wenn es der politische Gegner ist. Damit hoffen wir natürlich alle für März 2020 auf weniger Wind als 2015 😉 und wir vom Team Gerald Wonner setzen auf wenige A0/A1 Plakatständer, auch weil sie im Ort einfach störend sind.