Milchpreis und warum ich jetzt nur mehr Bio-Heumilch kaufe

kuh_milchpreis_mit_logos2015 ist der Milchpreis bzw. die Milchproduktion vermehrt in den österreichischen Medien:
– Niedriger Milchpreis setzt Bauern unter Druck (um 25% niedriger als 2014)
– Zu viel Milch geliefert: Rekordstrafe (über 40 Mio wegen Überproduktion in Österreich)
– Milch, Käse und Co.: Fast die Hälfte wurde exportiert
– Ende der Milchquote: Milchpreis könnte auf 25 Cent sinken usw.

Als jemand der relativ viel Milchprodukte konsumiert hab ich mir dazu folgende Fragen gestellt:
– Bekommt jeder Milchbauer gleich viel, egal welche Milch ich kaufe?
– Wie viel und welche Milch wird in überhaupt in der Steiermark produziert?
– Welche Milch soll ich in Zukunft kaufen um regionale/steirische Bauern zu fördern?

Ich habe dazu ein wenig recherchiert und mir meine Gedanken gemacht. Meine Schlussfolgerung steht ja schon als Spoiler in der Überschrift, ich werde ab jetzt Bio-Heumilch kaufen, wenn irgendwie möglich von steirischen Molkereien.
Diese kostet kaum mehr bzw. teilweise gleich viel wie Markenmilch, es kommt aber viel mehr beim Bauern an. Zusätzlich fördert man ursprünglichere Landwirtschaft.
Eine Alternative ist natürlich direkt beim Bauern in der Nähe vorbei zu schauen aber da gibt es bei mir in der Region nicht so viele …

Fangen wir aber zuerst bei der Veränderung des Preises für Rohmilch im letzten Jahr an:

Rohmilchpreis

Der Preis für konventionelle Milch ist von ein Hoch von über 42 Cent Anfang 2014 im letzten Jahr stark gesunken:
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Aktuell sind die Preise der größten Molkereien in Österreich bei 30 Cent für konventionelle Rohmilch.

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25% weniger Einnahmen innerhalb von gut einem Jahr sind nicht so ohne, dies alles wo ein Bauer natürlich bei den Betriebsmitteln genauso von den steigenden Grundkosten betroffen ist wie jeder von uns. Die folgende Grafik bis 2013 geht auch noch von einem hohen Milchpreis aus, den es im Moment eben nicht gibt:
betriebsmittelkosten-milchpreise

Molkereien

In Österreich wird der Markt von ein paar großen Molkereien dominiert, die Top 10 haben mehr als 90% Marktanteil. Die Top 3 über 60%.
Berglandmilch (Schärdinger, Stainzer, Lattella, Tirol Milch, …) und Milchgenossenschaft NÖ (beliefert NÖM) zahlen im Moment eben nur mehr die 30 Cent für konventionelle Milch.
molkereien_österreichIm Gegensatz zu den internationalen größten Milchproduzenten wie Nestle oder Danone handelt es sich bei vielen österreichischen Molkereien aber nicht um Konzerne sondern um Genossenschaften.

Berglandmilch reg. GenmbH
(Schärdinger, Tirol Milch, Stainzer, …)
„Die Berglandmilch eGen befindet sich im Besitz von acht Genossenschaften und einer GmbH aus Österreich und Deutschland. Diese wiederum stehen im Eigentum von Bauern aus ihrer Region.“
Ennstal Milch KG
„Die Genossenschaft ist ausschließlich im Eigentum der Ennstaler Bauern. Genossenschaftsmitglieder: 1.801 Landwirte des Bezirks Liezen.“
Obersteirische Molkerei eGen
„Genossenschaft aus gut 1.700 Bauern“
Kärntnermilch reg. GenmbH
„Die Genossenschaft Kärntnermilch hatte im Jahr 2010 2.429 Mitglieder.“

Die größten Molkereien weltweit sind größtenteils globale Konzerne. Wäre die gesamte Milchproduktion von Österreich nur bei einer Molkerei würde diese weltweit nicht für die Top 20 reichen.top_20_molkereien_weltweit

Zusammensetzung Milchpreis im Handel

Es handelt sich dabei zwar um über 5 Jahre alte Grafiken aber der Unterschied Österreich (links) zu Deutschland (rechts) ist doch  interessant.
Auch wenn man Lagerung/Logistik zum Einzelhandel zählt ist der Anteil vom Handel in Deutschland noch immer niedriger.

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A faire Milch

Egal was man also an konventioneller Milch kauft, bei uns sind NÖM und Stainzer recht weit verbreitet, der Milchbauer bekommt im Moment nur ungefähr 30 Cent netto.
Seit Juli 2006 vertreibt die IG-Milch ihre Eigenmarke A faire Milch und bezahlt Bauern laut Homepage (E-Mail Bestätigung offen) für konventionelle Milch (nicht Bio oder Heu) um 10 Cent mehr.
Der Preis im Handel sollte dann ebenfalls um ca. 10 Cent höher sein und wird direkt an die Milchbauern weitergegeben.

afaire_milchLeider wird dies nicht bei uns in der Region angeboten, eher in Osten von Österreich somit fällt diese Möglichkeit für mich als Konsument weg.

Edit: 20.08.2015 E-Mail Antwort vom Team IG Milch
„Wir können ihnen bestätigen, dass bei jedem gekauften Produkt der „A fairen Milch“ 10 Cent direkt an die Bauern der „Fairen Milch“ gehen.
Unsere „A faire Milch“ ist bei allen Spar-Märkten, C+C Pfeiffer, Nah & Frisch und Unimärkten erhältlich (falls sie nicht im Regal stehen sollte, kann sie von jedem Markt bestellt werden – bitte nachfragen!).

Biomilch und Heumilch

Wie man ganz oben an den Preisen für Juli von den großen drei Molkereien sieht ist der Preis für Biomilch um ein Drittel höher als für konventionelle Milch.
Für Heumilch erhalten die Milchbauern auch mehr wobei dort auch wieder nach Bio oder nicht unterschieden wird.

Konventionelle Milch 30/30,64 Cent netto
(Quelle Homepage LK Niederösterreich)
Konventionelle „A faire Milch“ 10 Cent mehr als üblich (ca. 40 Cent*)
(Quelle E-Mail von Team IG-Milch)
Heumilch 36 bis 40  Cent netto 

(Quelle E-Mail Marketing ARGE Heumilch Österreich)
Bio-Milch 39,50/40,70 Cent netto
(Quelle Homepage LK Niederösterreich)
Bio-Heumilch „zurück zum Ursprung“ 12 Cent mehr als konventionelle Milch (ca. 42 Cent*)
(Quelle Homepage zurück zum Ursprung)
Bio-Heumilch 45 bis 52 Cent netto
(Quelle E-Mail Marketing ARGE Heumilch Österreich)

Bio- und Heumilch Anteil an der Gesamtmenge in Tonnen und der jeweilige Zuschlag pro Bundesland:bio_heu_anteilSalzburg sticht mit einem sehr hohen Anteil an Bio- und Heumilch heraus. Liegt eventuell an JA! Natürlich das primär aus Salzburg kommt und anderen Bio Marken.

Milchwirtschaftliche Exporte

Obwohl natürlich durch den Wegfall der Milchquoten die Erzeugung in Österreich und der EU steigt ist es nicht erst jetzt so dass wir für den eigenen Markt zu viel Milch produzieren. Wir haben in Österreich schon immer um einiges mehr Milch produziert als wir selbst verbrauchen.
Das meine ich jetzt grundsätzlich nicht negativ, unser guter Käse und andere Milchprodukte sind international geschätzt.

milchprodukte-im-ausland-beleibt rekord-milchexportedeutschland-wichtigster-partner

Virtuelles Wasser

Bei Diskussionen von Milch oder allgemein tierischen Produkten wird oft auf die extrem hohen Werte von Milch beim virtuellen Wasser verwiesen. Virtuelles Wasser ist ein Versuch den  Wasserverbrauch der bei der gesamten Erzeugung anfällt darzustellen, also für Futter, Haltung, Erzeugung usw.
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Für einen Liter industriell erzeugte Milch, werden je nach Autor und Produktionsland, zwischen 400 und 1000 Liter Wasserverbrauch angeführt.
(Quellen TU Berlin, Wikipedia und virtuelles-wasser.de).

Man kann jetzt die gesamte Berechnung natürlich kritisch hinterfragen oder auch argumentieren dass Wasser gerade bei uns im regionalem Kreislauf bleibt, also nicht verloren geht.
1000 Liter hört sich für ein Liter Milch nach extrem viel an, so hohe Werte erreicht man aber nur mit Futtermittel das aus Nord- und Südamerika importiert werden muss.

Laut Medienbericht der TU Berlin braucht man für die Milch von Hochleistungskühen 16-mal mehr Wasser als für Weideviehmlich oder 50-mal mehr als für Almviehmlich.

Bei Bio-Heumilch liegt man also nicht bei max. 1000 Liter sondern je nach Haltung bei 1/16stel oder gar einen 1/50stel davon. Damit auch weit unter den Werten von Sojamilch (Quelle virtuelles-wasser.de für Sojabohnen). Wenn man dann auch noch div. andere Lebensmittel vergleicht ist der Wert für virtuelles Wasser bei Bio-Heumilch eher gering, die Kritik in diesem Bereich also unangebracht.

Schlussfolgerung

Der Preis für konventionelle Milch im internationalen Markt wird eher noch weiter sinken, ein Grund sicher auch die Freigabe der Milchquoten. Der Preis ist aber von vielen Faktoren wie dem Milchpulverpreis in China abhängig.
Österreich exportiert ungefähr 50% der Milchprodukte (primär nach Deutschland und Italien), der Wert wird sich in Zukunft wahrscheinlich erhöhen.
Es ist an uns als Konsumenten unsere Bergbauern, die nicht auf Masse und Export setzen gezielt zu fördern. Die Förderung der Landwirtschaft, egal ob EU, Bund oder in der Steiermark macht dies meiner Meinung nach zu wenig.
Wenn es um Förderungswürdigkeit geht ist es für mich ein Unterschied ob ein Bergbauer im kleinen Betrieb Milch für den regionalen Absatz erzeugt oder ein Großbetrieb Milch für Milchpulver das nach China exportiert wird herstellt.
Punkte die man beim Einkauf daher bedenken sollte:

  • Milch von einer österreichischen/steirischen Molkereien
    • sind Genossenschaften der Bauern und keine Konzerne
    • regionaler Grundgedanke und unsere Bauern erhalten immer noch mehr als Bauern in Norddeutschland
  • Heumilch oder Biomilch
    • Bio-Heumilch ist im Geschäft kaum teurer als konventionelle Markenmilch, Bauern erhalten aber einen viel höheren Rohmilchpreis
    • nur über solche Produkte können wir unsere, im Verhältnis immer noch klein strukturierte Landwirtschaft, erhalten.
  • Regionale (steirische) Bio-Heumilch
    • wenn man Biomilch kauft sollte man gerade dort den regionalen Grundgedanken berücksichtigen
    • Landschaftspflege durch Bergbauern, Wiesenbewirtschaftung usw. fördern
  • beim Bauern direkt vorbei schauen
    • in Grambach gibt es einen Milchbetrieb. Ich hab zwar schon ewig keine Milch mehr direkt vom Bauern bezogen aber vielleicht komme ich ja wieder auf den Geschmack.

Biomilch sehe ich als einzige Möglichkeit für höhere Milchpreise, diese ist viel begrenzter vorhanden als konventionelle Milch.
Vor 2014 war der Zuschlag lange Zeit bei um die 6,5 Cent netto, seither hat sich der Zuschlag auf um die 10 Cent erhöht. Umso mehr Bio-Heu- und Wiesenmlich gekauft wird umso höher wird auch der Preis den die Bauern erhalten. Im Gegensatz zu konventioneller Milch ist diese begrenzt, gerade auch wenn man gezielt von steirischen Molkereien kauft.

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Herkunft verbreiteter Biomilch (unvollständig bzw. in Arbeit)

Graz und Umgebung

Mantscha BioMilch erhältlich z.B.  im Lagerhaus Kalsdorf
Molkerei: BioMilch EZG Mantschamantscha_mülch

offen: E-Mail Antwort zum Rohmilchpreis für Mantscha Müch

Steiermark

zurück zum Ursprung (Hofer) – Bio-Heumilch aus Murau, Obdach und den Seckauer Alpen
Molkerei: OBERSTEIRISCHE MOLKEREI (eGen Kapfenberg und eGen Knittelfeld)
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Spar Natur*pur Bio-Vollmilch aus dem steirischen Ennstal
Molkerei: LGE Ennstal Milch
spar_natur_pur

Herkunft Österreich

Ja! Natürlich Milchprodukte kommen aus den Hohen Tauern und Salzburg (REWA also Billa, Merkur, ADEG, usw.)
ja_natürlich

natürlich für uns (Nah&Frisch, Unimarkt, Zielpunkt, c+c pfeifer, …) Bio Milchprodukte aus Kärnten
Molkerei: Kärtnermilch

Bio_fuer_uns

Milch – Zahlen und Fakten zu Milchbauern in der Steiermark (LK Steiermark)

LK Erwartung: mehr Milchlieferung durch heimische Bauern
Die heimischen Bauern werden zwischen zehn und 20 Prozent mehr Milch anliefern. Die Molkereien werden diese Mehrmengen in erster Linie zu Käse und Milchmixgetränken verarbeiten und
exportieren. Derzeit exportieren die österreichischen Molkereien bereits 48,3 Prozent der Milchprodukte in 110 Länder der Welt, 90 Prozent davon in die EU-Staaten. Nach Auslaufen der
Milchkontingentierung wird die Exportquote auf über 50 Prozent steigen.

Produktion der Milch auf Bergbauernhöfen
80 Prozent der steirischen Milch wird unter erschwerten Bedingungen auf Bergbauernhöfen mit steilen Wiesen, Weiden und Almen hergestellt. Die Milchbauern pflegen unsere für den Tourismus so attraktive, abwechslungsreiche Landschaft – steiermarkweit rund 300.000 Hektar wertvolles Grünland.
Milch – Zahlen und Fakten zu Milchbauern in der Steiermark

2013:
6.732 davon 5.397 Molkereilieferanten.
1.500 Betriebe sind Direktvermarkter und Molkereilieferanten.
192 Betriebe vermarkten ausschließlich direkt.

2012: 6.908 davon 5.635 Molkereilieferanten
2011: 7.228 davon 5.859 Molkereilieferanten
2010: 7.747 davon 6.053 Molkereilieferanten
2005: 9.480 davon 7.685 Molkereilieferanten
2000: 14.300 davon 9.969 Molkereilieferanten
1995: 17.735 davon 13.417 Molkereilieferanten

Veränderung zwischen 2013 und 1995 ergibt ein Minus von 62 Prozent in der Steiermark. Der Rückgang der Milchquoteninhaber von 2012 auf 2013 beträgt 4,2 Prozent. Demnach haben im letzten
Jahr durchschnittlich 20 Betriebe pro Monat die Milchwirtschaft eingestellt.

Durchschnittliche Zahl der Milchkühe:
Österreich 2013 15,1
Steiermark 14,9

International (2012)
Deutschland 40,3
Frankreich 41
Irland 49,6
Dänemark 101,4
Tschechien 74,1

Milchleistung
24 Liter Milch pro Tag gibt die steirische Durchschnittskuh.
7.350 Kilogramm Milch gibt in der Steiermark eine Kuh durchschnittlich in einer Melkperiode
(Standardlaktation = 305 Melktage) laut Landeskontrollverband im Berichtsjahr 2012.

Die steirische Durchschnittskuh versorgt mit ihrer Jahresmilchmenge ein ganzes Jahr
• 70 Personen mit Käse
• 90 Personen mit Trinkmilch, Joghurt und Sauermilch
• 310 Personen mit Teebutter
1 Liter Milch enthält durchschnittlich 4,16 Prozent Milchfett, 3,42 Prozent Milcheiweiß, 4,9 Prozent
Milchzucker sowie viele Mineralstoffe und Vitamine
Milch- und Milchprodukte

22,5 Liter Milch benötigt man für 1 kg Butter
13 Liter Milch benötigt man für 1 kg Hartkäse
11 Liter Milch benötigt man für 1 kg Schnittkäse

Links

http://www.heumilch.at/
http://www.zurueckzumursprung.at/
http://afairemilch.at/
https://noe.lko.at/?+Milch+&id=2500,,1294313
http://www.berglandmilch.at/
http://www.ama-marketing.at/

Eine Antwort

  1. Kirchengast sagt:

    Hallo Johannes,

    gut rescherschiert, wäre ein Bericht für die Zeitungen wert! Sende es an die Kleine, Krone, Bezirksrevue, Grazer und Woche Du wirst sehen die eine oder andere Zeitung interessiert sich dafür.

    Frage: Nestle und Danone? Wie weit / wie tief sind die in die Milchwirtschaft verstrickt?

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