Gössendorf – in nur drei Jahren eine Million Euro für den Sportverein

Wenn eine Gemeinde zahlt aber zu wenig kontrolliert und kaum Verantwortung übernimmt.
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Einleitend möchte ich anmerken, dass ich Mitglied beim SV Gössendorf bin und mir Kritik am Sportverein, gerade weil mir der Verein auch am Herzen liegt, nicht leicht fällt.
Für die ausgezeichnete Jugendarbeit war und ist der Verein in der Region und darüber hinaus bekannt und auch im Bereich der Kampfmannschaften gab es sportlich wenig Kritik.
Wenn man bedenkt wie viel Geld von der Gemeinde in nur drei Jahren in den Sportverein geflossen ist, und berücksichtigt wo der Sportverein heute organisatorisch steht, ist die Gesamtsituation für mich aber ein riesen Problem.

Eine Million Euro in nur drei Jahren (2013 – 2015)

  • Sportverein Zubau mit Planung und sonstigen Umbauarbeiten im Rahmen des Projektes: 757.000,– Euro *
  • Jährliche Förderung SV durch die Gemeinde für drei Jahre 90.000 Euro,–
  • Betriebskosten und Instandhaltung laut Rechnungsabschlüssen und Voranschlägen der Marktgemeinde Gössendorf 2013 – 2015 ca. 110.000,– Euro
  • Sonstige Vorschüsse Bau (nicht zugeordnet) 26.922,– Euro
  • Zinsen für Investitionsdarlehen Sportheim Zubau bis 2016 15.000,– Euro

* Auskunft Bürgermeister DI (FH) Gerald Wonner vom 16.02.2016

Beträge ordentlicher Haushalt aus den Rechnungsabschlüssen bzw. Voranschlägen der Jahre 2012 – 2016:SV_Gösssendorf_Ausgaben_SV_2012_bis_2015

Klar der Zubau und jede Instandhaltung geht in das Gemeindevermögen über, der Sportverein hat kein eigenes Vermögen ausgenommen der Spieler, trotzdem hat die Gemeinde ohne Sportverein von den Investitionen kaum etwas.

Ergibt in Summe also ziemlich genau eine Million Euro, etwas wird für die Zinsen des Darlehens bis 2019 noch hin zukommen.
Die Marktgemeinde Gössendorf hatte mit 01.01.2016 3.836 Einwohner. Eine Million aufgeteilt sind 261 Euro pro Einwohner, oder 1.043 Euro bei einer vierköpfigen Familie.

Wo stehen wir heute?

Der SV Gössendorf hat nur mehr 25 Mitglieder die in der Marktgemeinde Gössendorf wohnhaft sind, ich bin wie gesagt eines davon. Alle Vorstandsmitglieder, bis auf den Obmann, sind im Jänner 2016 zurückgetreten. In der letzten Generalversammlung hat sich kein neuer Vorstand gefunden der übernimmt.
Ich habe im Jänner und Februar bei jeder Fraktion im Gemeinderat (SPÖ, ÖVP, FPÖ und Grüne) angefragt ob sich nicht zumindest eine Person findet die bis Sommer einen Rechnungsprüfer machen könnte, niemand war dazu bereit.

Wer ist in der Gemeinde oder im Gemeinderat für den Sportverein zuständig? Dietmar Weinstein (ÖVP Gemeinderat) hat im Jänner einige Tage investiert und versucht einen neuen Vorstand zu organisieren, leider ohne Erfolg.
Auch unser Bürgermeister DI (FH) Gerald Wonner hat versucht zu vermitteln und hat einige Zeit dafür aufwendet, aber er kann sich als nebenberuflicher Bürgermeister nicht um alles kümmern, und sonst gibt es im Moment niemanden.

Wie konnte es soweit kommen?

Der Sportheim Zubau (ohne Kosten für Planung und zusätzlich getätigte Arbeiten) in Höhe von 600.407,– Euro wurden in der Gemeinderatssitzung am 11. September 2013 beschlossen.
Alle Fraktionen (SPÖ, ÖVP und FPÖ) waren dafür, die FPÖ Mandatare haben sich aber der Stimme enthalten weil sie eine Befangenheit seitens der SV Vorstandsmitglieder im Gemeinderat gesehen haben.
Mario Kunasek hat vor der Abstimmung aber extra betont, dass seine Fraktion für das Projekt ist.
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In der Gemeinderatssitzung vom 12. Dezember 2014 hat der damalige Obmann des Prüfungsausschusses Peter Samt (FPÖ) „festgestellt, dass andere Gemeinden mit weniger leistungsstarken und erfolgreichen Sportvereinen mehr Geld ausgeben. Die Übernahme der Betriebskosten für das Jahr 2014 wird vom Prüfungsausschuss positiv zugestimmt.“

Mir ist nicht klar mit welchen Gemeinden verglichen wurde, mit Kalsdorf die in der Regionalliga spielen eventuell, mit all unseren anderen Nachbargemeinden wie Fernitz, Mellach, Grambach (damals noch alle getrennt) und Vasoldsberg, Hausmannstätten sicher nicht, die geben nämlich definitiv weniger für ihre Sportvereine aus.

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In der Gemeinderatssitzung am 18. März 2015, also ca. zwei Wochen vor der Gemeinderatswahl, hat die FPÖ den Vorschlag eingebracht den Sportheim Zubau durch einen neutralen zivilrechtlichen Sachverständigen prüfen zu lassen.
Im Gemeinderat wurde einstimmig beschlossen Angebote von mindestens drei Sachverständigen einzuholen.
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Heute ist der 17.02.2016, morgen liegt dieser Gemeinderatsbeschluss zur Angebotseinholung also 11 Monate zurück. Laut Auskunft von Bürgermeister DI (FH) Gerald Wonner gibt es bisher kein einziges Angebot von einem Sachverständigen, die Einholung der Angebote wäre Aufgabe von Peter Samt (FPÖ) gewesen. So habe auch ich die Gemeinderatssitzung in Erinnerung, nach der geschlagenen Gemeinderatswahl scheint das aber kein echtes Thema mehr zu sein, für niemanden …

Warum kritisiere ich gerade die FPÖ in diesem Zusammenhang? Ich glaube es ist kein Geheimnis, dass die SPÖ eine absolute Mandatsmehrheit in Gössendorf hat und diese auch die letzten Jahre hatte. Dementsprechend ist die SPÖ natürlich auch hauptverantwortlich für die Ausgaben.
Wenn eine Partei 11 von 21 Gemeinderäten stellt, wie bei uns, ist eine gute Kontrolle der  Opposition im Gemeinderat aber umso wichtiger, die gab und gibt es in Gössendorf aber leider nicht.
Das ist ein riesen großes Problem und das ist der Hauptgrund warum ich für NEOS bei den Gemeinderatswahlen 2015 angetreten bin.  Die Situation ist heute wo SPÖ und FPÖ im Vorstand packeln eigentlich genauso schlimm wie vor der Gemeinderatswahl.

Jetzt komm ich wieder zu meinem einleitenden Satz:

Wenn eine Gemeinde zahlt aber zu wenig kontrolliert und kaum Verantwortung übernimmt.

Es ist im Gemeinderat sehr viel Geld an den Sportverein beschlossen worden, keine Fraktion im Gemeinderat hat das ernsthaft hinterfragt.
Das ist grundsätzlich auch nicht gleich abzulehnen, aber das Geld muss dann sinnvoll investiert werden. Wenn der Verein in der Gemeinde viele Mitglieder hätte und über 100 Kinder aus Gössendorf beim Sportverein spielen würden sind gewisse Investitionen sicher gerechtfertigt. Das ist aber nicht der Fall.

Dort sehe ich die fehlende Kontrolle und Verantwortung der Gemeinde, im speziellen der Bürgermeister, der Kassier und der Prüfungsausschuss sind dafür verantwortlich dass mit unserem Steuergeld sinnvoll umgegangen wird.

Es liegt in der Verantwortung  des Gemeindevorstandes und des Gemeinderates falls dies nicht bzw. nur teilweise der Fall ist zu reagieren und auch beim Sportverein, obwohl es sich um einen eigenständigen Verein handelt, bestimmte Dinge einzufordern. Es hätte doch nichts dagegen gesprochen, die Förderung oder auch die Übernahme der Betriebskosten mit gewissen Auflagen zu verbinden die den Verein wieder mehr mit der Gemeinde verbinden.

Diese beiden Punkte hat die Gemeindeführung bzw. der Gemeinderat in den letzten Jahren verabsäumt.
Den Schaden hat nicht nur die Gemeinde bzw. wir als Gemeindebevölkerung sondern vor allem auch der Sportverein. Wie schon oben erwähnt steht der Sportverein mehr oder weniger am Abgrund, Kinder hat man im letzten Monat eh schon sehr viele verloren, nicht obwohl soviel Geld investiert wurden sondern teilweise genau deswegen.

Der Sportverein wird genau deswegen kritisiert, hat weniger Rückhalt in der Bevölkerung und wie oben erwähnt will kaum noch jemand aus dem Gemeinderat mit dem Sportverein etwas zu tun haben, man könnte ja am Ende damit in Verbindung gebracht werden, bloß nicht selbst die Finger schmutzig machen.

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