Baustelleninformation: Erweiterung und Anpassung der Kläranlage der Stadt Graz an den Stand der Technik

Die Holding Graz erweitert die Kläranlage in Gössendorf und informiert mit einer Baustelleninformation, einem FactSheet und einem Artikel über die Umsetzung und Projektziele:

Graz baut aus!
Die Kläranlage der Stadt Graz wird in einem Großprojekt ausgebaut

Vorspann:

Das Bevölkerungswachstum in der „Metropole“ Graz und Graz Umgebung ist das größte aller österreichischen Bezirke. Diese Entwicklung, gepaart mit den zahlreichen digitalen Änderungen in der Technik und neue Anforderungen aus der europäischen kommunalen Wasserrahmenrichtlinie sind eine Mischung, die in den nächsten Jahren zahlreiche Herausforderungen für die Grazer Kläranlage mit sich bringt. Nach dem letzten Ausbau der Kläranlage 2001 sind die damals berücksichtigten Reserven mittlerweile aufgebraucht und es gilt die Kläranlage wiederum anzupassen, um eine gesicherte Abwasserreinigung zu gewährleisten.

Leistungsfähigkeit der Kläranlage ist erreicht

Schon seit geraumer Zeit wächst die Bevölkerung im Einzugsgebiet der Grazer Kläranlage konstant. Mittlerweile wurde die magische Zahl von 300.000 Einwohner in Graz 2022 durchbrochen. Das ist einerseits ein gutes Zeichen, weil die Lebensqualität in Graz offenbar geschätzt wird, andererseits fordert diese Entwicklung aber auch die städtische Infrastruktur massiv heraus. Auch im Betrieb der Grazer Kläranlage in Gössendorf spiegelt sich diese Entwicklung wider. Mittlerweile ist nämlich die Leistungsfähigkeit der Abwasserreinigung erreicht – es gibt keine Reserven mehr für zukünftige Entwicklungen – und die Kläranlage muss dringend erweitert werden.

Projektumfang

Um einer zukünftigen weiteren Bevölkerungsentwicklung und den gesetzlichen Anforderungen der Abwasserreinigung zu entsprechen, wird die Kläranlage in den kommenden Jahren daher in einem Großprojekt von derzeit 500.000 EW auf 815.000 EW erweitert. Dazu wird im Wesentlichen ein zusätzliches Belebungsbecken mit einem Volumen von ca. 32.000 m³ errichtet. Um technische und finanzielle Synergien nutzen zu können, werden dabei „nebenbei“ auch etliche Pumpen, Maschinen und Aggregate, die seit fast zwei Jahrzehnten rund um die Uhr im Einsatz stehen, ausgetauscht bzw. an den Stand der Technik gebracht.

Das Projekt wurde im Zuge eines UVP-Verfahrens geprüft und genehmigt. Ein besonderes Augenmerk wird auf die zukünftige Reinigungsleistung der Kläranlage gelegt, um die Wasserqualität der Mur weiterhin gewährleisten zu können. Ein wichtiger Schwerpunkt ist außerdem die energetische Optimierung der Kläranlage, mit dem Ziel klimaschädliches CO2 auf ein Minimum zu reduzieren. Moderne Biofilter verbessern die Abluftsituation im Bereich des Rechenhauses bzw. der Klärschlammübergabe und sind wichtige Maßnahmen für die Gössendorfer Bevölkerung.

Neue Vorschriften aus der europäischen kommunalen Abwasserrichtlinie

Zeitgleich – während der Projektentwicklung – wurde auf europäischer Ebene 2024 die Wasserrahmenrichtlinie der EU überarbeitet, worin zahlreiche neue Ziele festgelegt bzw. bestehende Parameter der Abwasserreinigung verschärft wurden.  Zwar sind diese Ziele mittel- bzw. langfristig angelegt und sie bedürfen zudem noch einer Umsetzung auf nationaler Ebene bis 2027, aber im Projekt wurden diese Ziele dennoch bereits jetzt bestmöglich mitberücksichtigt bzw. mitbedacht. Das betrifft vor allem die Vorgaben zur Mischwasserbewirtschaftung, die weitere Entfernung von Stickstoff und Phosphor aus dem Abwasser sowie die Installation einer zusätzlichen Behandlung zur Entfernung von Mikroverunreinigungen und Mikroplastik (4. Reinigungsstufe).

Zusammenfassende wesentliche Projektziele

  • gesicherte Abwasserreinigung im Großraum Graz für die nächsten Jahrzehnte, gesetzeskonform und nach dem Stand der Technik
  • gesicherte Mischwasserbewirtschaftung nach dem Stand der Technik und den Vorgaben der neuen EU-Abwasserrichtlinie
  • Verbesserung der energetischen Situation
    • Vergrößerung der Klärgasspeicher und Erhöhung des Autarkiegrades auf > 90%
    • Reduktion des jährlichen CO2 – Ausstoßes um rd. 900 Tonnen
    • Nutzung des Potenzials für Fotovoltaik
  • Maßnahmen zur Blackout-Sicherheit durch Notstromversorgungen
  • technische, räumliche und energetische Mitberücksichtigung der Vorgaben aus der neuen kommunalen Abwasserrichtlinie.

Abb.1: Anlagenüberblick, Erweiterung der Kläranlage

Abb.2: Schnitt durch das neue Belebungsbecken (Bio 4), 32.000 m³ Volumen

 

Team, Zeitplan und Kosten

Die Umsetzung des Projektes erfolgt in Zusammenarbeit mit der Ingenieurgemeinschaft SAG – Vatter (Süddeutsche Abwasserreinigungs-Ingenieur GmbH aus Ulm und Vatter & Partner ZT – GmbH aus Gleisdorf) als Generalplaner, sowie dem Ingenieurteam TDC-SKD ZT GmbH aus Fürstenfeld, in Kooperation mit dem Büro Dr. Lengyel ZT GmbH aus Wien, als Örtliche Bauaufsicht.

Derzeit laufen aktuell die europaweiten Ausschreibungen der ersten Gewerke. Sämtliche Umbaumaßnahmen sollen bau- und anlagentechnisch von Jahresmitte 2025 bis Ende 2028 umgesetzt werden. Für das Projekt sind Gesamtkosten von 83 Mio. Euro vorgesehen.

Somit entsteht in Graz eine der modernsten und sichersten Kläranlagen Österreichs!

Einzugsgebiet und historische Entwicklung

In der Kläranlage der Stadt Graz wird das Abwasser aus der Stadt Graz, sowie aus den Umlandgemeinden Stattegg, Weinitzen, Kainbach, Hart b. Graz, Raaba-Grambach, Hitzendorf und Thal bei Graz gereinigt.

Abb.3: Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung in Graz

Meilensteine

1974                      1. Reinigungsstufe (Mechanische Reinigung)

1979                       2. Reinigungsstufe (Biologische Reinigung, Kohlenstoffentfernung)

1985                       Errichtung von 2 Vorlagebehältern zur Schlammentwässerung

1999                      Anpassung an den Stand der Technik: Erweiterung Biologische Reinigung

2007                       3. Reinigungsstufe (Stickstoff und Phosphorentfernung)

2016                       Errichtung einer Wasserkraftschnecke im Auslauf zur Energiegewinnung

2025 – 2028       Erweiterung und Anpassung der Kläranlage

 

FactSheet Erweiterung Kläranlage Gössendorf Stand Juli 2025

PROJEKT: BA 46 „Erweiterung und Anpassung der Kläranlage der Stadt Graz an den Stand der Technik“ Datum: 01.07.2025
VerfasserIn:  Ing. Hintz

AUSGANGSLAGE/FAKTEN: Die Kapazitätsgrenze der Anlage ist erreicht, Grenzwerte können absehbar nicht mehr eingehalten werden, eine Erweiterung der Anlage wurde von der Wasserrechtsbehörde vorgeschrieben. Der ununterbrochene 24h-Betrieb seit rund 2-Jahrzehnten macht außerdem die Sanierung wesentlicher Anlagenteile notwendig, um einen unkontrollierten Ausfall der Abwasserreinigung zu verhindern.

ECKDATEN:

Lage: Die Kläranlage befindet sich im Gemeinde Gössendorf auf einer Fläche von ca. 16 ha

Derzeitige Ausbaugröße: 500.000 EW (vergleichbare Einwohnerwerte)

Zukünftige Ausbaugröße: 815.000 EW

Abwassermenge:            max. 1.600 l/s = 90.000 m³/Tag (im Trockenwetterfall)

Max. 3.200 l/s = 136.620 m³/Tag (bei einem Regenereignis)

Die zukünftigen Konsensmengen bleiben unverändert!

  1. 30 Mio. m³/Jahr (2024)

Klärschlammmenge:      rd. 22.400 t (TS-Gehalt i.M.23% = rd. 5.150 t TS)

Der Klärschlamm wird derzeit durch die Firma Servus ordnungsgemäß entsorgt.

PROJEKTBESCHREIBUNG:

Aufgrund des Bevölkerungszuwachses in Graz ist die Leistungsfähigkeit der Kläranlage erreicht. Um der aktuellen und zukünftigen Bevölkerungsentwicklung sowie den gesetzlichen Anforderungen der Abwasserreinigung zu entsprechen, muss die Kläranlage erweitert werden. Seitens der Wasserrechtsbehörde wurde bereits Ende 2015 eine Grundlagenermittlung zur Überprüfung der Belastungssituation und der Bewertung der zukünftigen Ausbaugröße gefordert. Diese Grundlagenermittlung hat ergeben, dass die Grazer Kläranlage auf 815.000 EW auszubauen ist.

Parallel zur Erweiterung der Kläranlage werden auch diejenigen Anlagenteile, die seit Jahren, täglich und rund um die Uhr im Einsatz sind, in einem Zug generalsaniert bzw. ausgetauscht.

Kosten (Stand 10/24):       83,0 Mio. Euro

PROJEKTZIELE:

  • Gesicherte Abwasserreinigung im Großraum Graz für die nächsten Jahrzehnte, gesetzeskonform und nach dem Stand der Technik
  • Gesicherte Mischwasserbewirtschaftung nach dem Stand der Technik und den Vorgaben der neuen EU-Abwasserrichtlinie
  • Dringende Verbesserung der energetischen Situation
    • Der derzeitige Autarkiegrad von ca. 90% kann zukünftig eingehalten werden, trotz Ausbaumaßnahmen!
    • Jährliche Energiekosteneinsparung: ca. 600.000 Euro
    • Reduktion des jährlichen CO2 – Ausstoßes: ca. 900 Tonnen
  • Maßnahmen zur Blackoutsicherheit verhindern die unvermeidliche Verunreinigung der Mur bei einem flächendeckenden Stromausfall
  • Jährliche notwendige Instandhaltungskosten inkl. Valorisierungskosten von rd. 1,2 Mio. Euro/Jahr sind in den nächsten 10 Jahren mitabgedeckt
  • Rasche, zielorientierte Umsetzung des Projektes, um eine gesicherte Abwasserreinigung in den nächsten Jahrzehnten gewährleisten zu können!

PROJEKTPARTNER:
Generalplaner: Ingenieurgemeinschaft SAG – Vatter
(Süddeutsche Abwasserreinigungs-Ingenieur GmbH. / Ulm – Vatter & Partner ZT – GmbH. / Gleisdorf)

PROJEKTLEITER: Ing. Hintz/Graz Wasserwirtschaft 

PROJEKTTERMINE:

Termin – Maßnahme/Beschreibung 
28.04.2024 Rechtskräftiger UVP-Bescheid
12.06.2024 Gremialbeschluss Aufsichtsrat
02.10.2024 Positiver Vorhabensbericht StRH.
17.10.2024 Gremialbeschluss Gemeinderat
10.02.2025 Ausschreibung Bauleistungen, Maschinentechnik, ÖBA
07/2025 Baubeginn 
08/2025 – 10/2027 Mechanische Reinigungsstufe Anpassung Schneckenpumpwerk, Rechenhaus u. Biofilter
08/2025 – 12/2028 Biologische Reinigungsstufe Erweiterung Belebungsbecken
04/2026 – 04/2028 Gasspeicher und Gasstation Kapazitätserweiterung Gasspeicher
01/2027 – 12/2027 Klärschlammübergabe Errichtung Schlammsilos inkl. Abluftreinigung
08/2027 – 12/2028 Büro – und Werkstatterweiterung Erweiterungsmaßnahmen
03/2026 – 06/2026 Sanierung Treppenturm und Entlastungsgerinne
01/2029 – 06/2029 Inbetriebnahme

KOSTENMITTELBEDARF:

JAHR / Betrag

2024 0,0 MEUR
2025 5,8 MEUR
2026 30,2 MEUR
2027 28,0 MEUR
2028 16,0 MEUR
2029 3,0 MEUR

 VORTEILE

  • FÜR DIE UMWELT:

Reduktion des jährlichen CO2 – Ausstoßes von ca. 900 t

Einhaltung der Ablaufgrenzwerte in die Mur

  • FÜR UNSERE KUNDINNEN:

Gesicherte Abwasser- und Mischwasserreinigung im Großraum Graz für die nächsten Jahrzehnte

 FÜR DIE HOLDING GRAZ / STADT GRAZ:

Einsparung der Instandhaltungskosten von rd. 1,2 Mio. Euro / Jahr

Jährliche Energiekosteneinsparung von ca. 600.000 Euro

KOMMUNIKATIONSZIEL

Umfassende Information der Bürger:innen zu Fakten und Vorteilen des Projektes.

GEWÜNSCHTE KOMMUNIKATIONSMASSNAHMEN:

Externe und interne Kommunikation über sämtliche Kanäle der Holding Graz sowie Pressearbeit