Familie Edelmann – Gerechte unter den Völkern

Fritz (Friedrich) Edelmann (* 10. Jänner 1900; † 10. August 1977) war von 1927 bis 1942 Bürgermeister von Thondorf, von 1942 bis 1945 und 1950 bis 1972 Bürgermeister von Gössendorf.
Die Steiermark war gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wiederholt Durchmarschgebiet für die auf Befehl Adolf Eichmanns Richtung Westen ziehenden Todesmärsche tausender Juden. Die Gemeinde Gössendorf in der Steiermark stellte eine der unzähligen Durchgangsstationen dieser Märsche dar.
Vater Fritz Edelmann versteckte zwei Monate lang (von Anfang 1945 bis Kriegsende) gemeinsam mit seiner Frau Brigitte (* 1903) und seiner Tochter Brigitta (* 1924; † 2010) acht von einem Todesmarsch geflohene Häftlinge in einer Scheune und versorgte sie mit Nahrung.

Wer ist ein Gerechter unter den Völkern?
Gerechter unter den Völkern ist ein offizieller Titel, den Yad Vashem im Auftrag des Staates Israel und des jüdischen Volkes an Nichtjuden verleiht, die während des Holocaust ihr Leben aufs Spiel setzten, um Juden zu retten. Der Titel wird von einer Sonderkommission unter Leitung eines Richters am Obersten Gerichtshof gemäß einer Reihe von klar definierten Kriterien und Regeln vergeben.

Was sind die grundlegenden Kriterien für die Verleihung des Titels?

  • Aktive Beteiligung des Retters an der Rettung von einem oder mehreren Juden vor der Bedrohung durch Tod oder Deportation in Todeslager
  • Ein Risiko für das Leben, die Freiheit oder die Stellung des Retters
  • Die Motivation muss die Absicht gewesen sein, verfolgten Juden zu helfen, ohne Bezahlung oder eine andere Gegenleistung, wie z.B. die Konversion der geretteten Person, die Adoption eines Kindes u. dgl.
  • Das Vorhandensein von Zeugenaussagen derer, denen geholfen wurde, oder zumindest zweifelsfreie Dokumentation, die die Art der Rettung und ihre Begleitumstände nachweist.

Per Jänner 2016 gab es 26.120 „Gerechte unter den Völkern”, 107 davon aus Österreich, als eine davon zählen Friedrich & Brigitte Edelmann mit ihrer Tochter Brigitta.
Diese Zahlen sind nicht unbedingt ein Maßstab für die tatsächliche Anzahl von Rettern in jedem Land sondern reflektieren die Fälle, von denen Yad Vashem in Kenntnis gesetzt wurde.

Todesmarsch

Fritz Edelmann war 1944 der Bürgermeister von Thondorf in der Steiermark.

Im Dezember 1944 wurden Tausende Juden auf Befehl Adolf Eichmanns aus Ungarn zu Fuß nach Österreich deportiert. Sie mussten einen Todesmarsch antreten, wobei die meisten ihr Leben auf dem Weg einbüßten.

250 von ihnen wurden im Frühjahr 1945 zu Aufräumarbeiten nach Graz bestellt. Auf ihrem Weg mussten sie in Thondorf Station machen. Zwei von ihnen, der orthodoxe Bäckermeister Hermann Marcovici aus Nagybanya im rumänischen Siebenbürgen und der Arzt Dr. Paul Endre sahen ihr Schicksal besiegelt. Sie beschlossen, während ihrer Arbeit beim Kartoffelschälen aus dem Behelfslager zu fliehen und sich zum Bürgermeister von Thondorf zu begeben, um ihn um Hilfe zu ersuchen. Sie berichteten Fritz Edelmann über die hoffnungslose Lage ihrer Marschgenossen, dass viele von ihnen nicht mehr weiter konnten. Sie baten um arische Ausweise, damit sie flüchten könnten und nicht erschossen würden. Edelmann riet ihnen, den Abend abzuwarten und dann wiederzukommen.

Marcovici und Endre sammelten weitere sechs Verfolgte und begaben sich im Schutz der Dunkelheit wieder zu Edelmann. Der beruhigte sie mit der Äußerung, dass der Krieg ohnehin nicht mehr lange dauern und dass sich das deutsche Kommando bald aus dem Ort verabschieden werde. Er erklärte sich bereit, sie bis dahin auf seinem Bauernhof zu verstecken.

Die acht verfolgten Juden verbrachten die nächsten sechs Wochen auf einem Dachboden auf seinem Hof hinter einem Wall von Heu und Stroh. Während dieser Zeit versorgten Edelmanns Frau und Tochter Brigitta die Versteckten mit Brot, Milch und Kartoffeln. Offiziere der Wehrmacht besuchten oft den Hof des Bürgermeisters. Edelmann warnte jedes Mal die Versteckten.

Nach sechs Wochen verließen die deutschen Soldaten den Ort. Edelmann teilte den acht versteckten Juden mit, dass ihnen nun keine Gefahr drohe und dann sie ihr Versteck verlassen könnten. Beim Abschied stattete ihr Lebensretter sie mit arischen Ausweisen, Geld und Nahrungsmitteln aus.

In den sechziger Jahren avancierte Edelmann zum Direktor der steirischen Landwirtschaftskammer.

Im November 1962 fand ein Treffen zwischen dem Retter Edelmann und dem von ihm Geretteten Marcovici statt.

Aus dem Buch von Mosche Meisels: Die Gerechten Österreichs.

Quelle: gerechte.at

Der Bürgermeister, der Juden versteckte

Bürgermeister Friedrich Edelmann, dessen Frau Brigitte und deren Tochter Brigitta versteckten acht Geflüchtete eines Todesmarsches bei sich in der Scheune und versorgten sie täglich mit Essen und Wasser.

Friedrich Edelmann war Bürgermeister und Gasthofbesitzer in Thondorf in der Steiermark.

Anfang 1945 führte ein Todesmarsch Juden durch Thondorf. Martin Herskovits, ein jüdischer Gefangener aus Ungarn, konnte fliehen. Gemeinsam mit sieben anderen Geflüchteten versteckte er sich in einem nahegelegenen Wald.
Sie hatten es schwer ausreichend Essen zu finden und gingen ins Dorf, um nach Unterkunft und Essen zu suchen. Friedrich Edelmanns Frau Brigitte nahm die Flüchtlinge mit zu sich nach Hause und die Familie beschloss gemeinsam, die Verfolgten bei sich aufzunehmen. Brigitta Edelmann verpflegte sie in der Scheune täglich mit Essen und Wasser.

Da Friedrich Edelmann Bürgermeister des Dorfes war, kamen oft lokale Nazis zu Besuch, was die Lage erheblich erschwerte und die Familie Edelmann in gefährliche Situationen brachte. Trotzdem unterstützte die Familie die verfolgten Juden bis zum Ende des Krieges.

Nach dem Krieg kehrte Martin Herskovits in seine Heimat zurück und emigrierte später nach Israel.

Quelle: www.lettertothestars.at